Berg

STREIFZUG DURCH DIE GESCHICHTE DER STADTGEMEINDE ROHRBACH-BERG

Berg liegt auf einer Seehöhe von 605 m im Oberen Mühlviertel und hatte vor der Fusionierung mit der Gemeinde Rohrbach in Oberösterreich mit 1. Mai 2015 zirka 2.600 Einwohner und eine Fläche von über 31 km² in 27 Ortschaften. Diese Ausdehnung bringt auch die größten finanziellen Belastungen für die Gemeindekasse. Über 100 Kilometer Straßen müssen instand gehalten werden. Der Ausbau des Kanalnetzes wird bis 2015 Ausgaben von mehr als 5 Millionen Euro verursachen. Durch entsprechende Planungen und Widmungen bemühen sich die Gemeindeverantwortlichen um entsprechende Möglichkeiten für Wohnbau und Betriebe zu schaffen.


 

Im Jahr 1231 tritt unser Berg erstmals in das Licht der Geschichte, als Henricus de Monte (Heinrich vom Berg) als Zeuge einer Urkunde über ein Rechtsgeschäft auftritt. Erasmus von Rödern heiratete die letzte Perger Gräfin und begründete damit ein Geschlecht, das über Jahrhunderte am Berg oberhalb von Rohrbach geherrscht hat. Im dreißigjährigen Krieg gelobte Wolfdietrich von Rödern, am Gipfel des Berges anstelle der alten Burg eine Kirche zu Ehren der Muttergottes zu bauen, wenn sein Schloss von den Schweden verschont bliebe. Die Schweden zogen im dichten Nebel an Berg vorbei und so entstand im 17. Jahrhundert die Kirche Maria Trost, die seit vielen Jahren Anziehungspunkt für Wallfahrer aus Nah und Fern ist. Zum Patrozinium Anfang September findet alljährlich der Berger Kirtag statt. Reste des Berger Schlosses sind noch heute oberhalb des ehemaligen Meierhofes in Form eines Torbogens bzw. Turms zu sehen.

Berg bietet ein vielfältiges touristisches Angebot. Ein gut beschildertes Wander- und Radwegenetz, der Wandergolfweg in der Kollonödt, eine Langlaufloipe Rohrbach-Berg oder das Mühlkreisbahn-Museum kann von Besuchern besichtigt oder genutzt werden, die in komfortablen Ferienwohnungen im „Urlaub am Bauernhof“ Unterkunft finden.

Wie viele andere Mühlviertler Gemeinden ist auch Berg im wirtschaftlichen Wandel. Die landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe werden weniger, die Genossenschaften Lagerhaus und Molkerei sind allerdings noch immer wichtige Arbeitgeber. Kraftfahrzeughändler und Reparaturbetriebe, innovative Unternehmen für umweltfreundliche Heizungssysteme und viele weitere Wirtschaftstreibende beleben die Gemeinde und tragen mit ihren Steuern wesentlich zu ihrer Finanzierung bei.

Zum regen Vereinsleben in Rohrbach und Berg bringen die Berger einen wesentlichen Beitrag, nicht nur finanziell wie bei der gemeinsamen Sportanlage oder der Musikkapelle. Das Heim der Pfadfinder ist im gemeindeeigenen „Vereinshaus“ untergebracht.

DIE PERGER

Henricus de Monte taucht erstmals urkundlich als „Perger“ auf, der im Jahr 1231 als Zeuge eines Vertrages zwischen dem Bischof von Passau und dem Rosenberger Witiko erwähnt wird. Genannt werden in einer Urkunde von 1307 auch Ulreich und Wernhart aufm Perg. Im Jahr 1335 werden zwei Brüder erwähnt: Sighard I. und Ruger. Dem Enkel Sigharts, Niklas Perger, wurde im Lehensbuch von Herzog Albrecht III. 1380 ein „halbes gesezz“ - das österreichische Lehen am Berg - verbüchert und von Herzog Albrecht IV. 1396 bzw. 1404 erneuert. Wolfgang Perger wurde 1460 Pfarrer von Rohrbach. Anfang des 16. Jhdt’s wird Altmann Perger genannt, dessen Sohn Christoph die männliche Linie der Perger beschließt.

DIE RUESTORFER

Das ursprüngliche Lehen der Bischöfe von Passau am Berg muss später geteilt worden sein, 1356 wird ein Rueger von Ruestorff uff dem Berg genannt. Im Jahr 1424 wurde Georg Ruestorfer von Herzog Albrecht V. mit einem halben Sitz am Berg belehnt. In dieser Zeit kam es zu Streitigkeiten und Verwirrungen. 1439 erfolgte dann ein Vergleich zwischen Ruestorfern und Pergern und Herzog Albrecht V. übergab das halbe Recht am Berg tatsächlich den Ruestorfern. 1463 belehnte Herzog Albrecht VI. Wolfgang und Lienhart Ruestorfer wiederum mit einem halben Sitz am Berg. Georg Ruestorfer erwarb im Jahr 1470 durch eine Heirat mit der Erbtochter Margareta Raspen das Schloss Niederkappel, nachdem deren Geschlecht in der männlichen Linie ausgestorben war. Die Ruestorfer nannten sich fortan die „Herrn von Perg und Niederkappel“.


DIE RÖDERN

Das wohl wichtigste Grafengeschlecht am Berg tritt die Nachfolge der Perger an, nachdem Christoph Perger im Jahr 1541 als letzter männlicher Erbe kinderlos stirbt. Erasmus von Rödern heiratet Magdalena, eine der Töchter Altmann Pergers. Er war ein Sohn des Grafen Niclas von Rödern auf Schwandt bei Spandau in der Mark Brandenburg. Als gräflich Schaunberg’scher Pfleger zu Weidenholz kam er nach Österreich ob der Enns. Sein Sohn Georg kehrte wieder zurück in das brandenburgische Erbe. Das Wirken von Erasmus in der Pflegschaft Weidenholz ist unbekannt, die Geschichte am Berg jedenfalls hat er über Jahrhunderte geprägt. Er vereinte die herrschaftlichen Gutsbesitze der Perger, indem er die Besitztümer von den Schwestern seiner Gattin erwarb. Sein Sohn Hanns erwarb auch noch den Ruestorferischen Freisitz von seinem Schwager Sebastian zu Götzendorf und begann den Bau eines neuen Schlosses Perg, den letztlich erst sein Sohn Erasmus II. vollendete. Im Lauf der Jahre verfiel die alte Burg am Berg. Teile davon wurden zum Bau bzw. Ausbau des neuen Schlosses verwendet. Erasmus veränderte das Schloss bis 1606 grundlegend, ließ weitläufige Gärten anlegen und 1602 das herrschaftliche Bräuhaus wieder einrichten und nahm Anfang 1626 den katholischen Glauben an. In seine Zeit fielen auch die Bauernkriege. Im Jahr 1626 wurde das Schloss von den aufständischen Bauern geplündert. Am 24. Oktober kam es zum Kampf zwischen den Preunerischen Soldaten und den Bauern. Die Soldaten siegten und plünderten nun ihrerseits das Schloss und den Meierhof.

 


Wolfdietrich von Rödern, auch Theoderich genannt, verehelicht mit Genoveva Schatt, wurde 1646 von Kaiser Ferdinand III- in den Freiherrenstand, von Leopold I. 1669 in den Grafenstand erhoben. Unter seiner Herrschaft wurde auch die Kirche am Berg errichtet. Als in den Schwedenkriegen um 1645 das Schloss schwer bedroht schien, legte Wolf Dietrich das Gelübde ab, eine Kirche an der Stelle des alten Schlosses am Berg zu bauen, wenn sein Ansitz von den feindlichen Kriegern verschont bliebe. Die Späher des Grafen berichteten bereits vom Nahen der Heere, im dichten Nebel sollen sich die Schweden aber verirrt und ab Berg vorbei gezogen sein. Wolf Dietrich löste sein Gelöbnis ein und begann um 1645 mit dem Bau der Kirche zu Ehren der Gottesmutter Maria. Im Jahr 1655 wurde der Bau vollendet. Im selben Jahr bekam er vom Bischof von Passau die Erlaubnis, darin an Sonn- und Feiertagen die heilige Messe zu lesen.

Sein Sohn Franz Anton von Rödern heiratete in zweiter Ehe 1680 Maria von Ödt, die 1706 das Benefizium zur Kirche Maria Trost stiftete. Er starb 1718 kinderlos und das Erbe ging an seinen Neffen Josef Anton von Rödern, verehelicht mit Maria Antonia, Freiin Subi’r von Chobin.

Der Sohn Josef Anton’s, Bernhard Franz, war der letzte in der langen Ahnenreihe der Rödern am Berg. Er war verheiratet mit Gräfin Caroline, Freiin zu Ottislaw zu Kopenitz. die Ehe blieb kinderlos und es kam nach dem Tod von Bernhard im Jahr 1743 zu lange anhaltenden Erbstreitigkeiten, in die sich sogar die Fürsten vom Lamberg und die schlesische Linie der Rödern einmischten. Erst im Jahr 1745 wurde ein Vergleich geschlossen. Der Besitz wurde der Witwe zugesprochen, die in zweiter Ehe den Grafen Franz Josef Cyriak Engl zu Wagrain geheiratet hatte.

Nach dessen Tod wäre das Gut in die Hände der Freiherrn von Trenkh gefallen. Das verhinderte Caroline, in dem sie durch einen Schenkungsvertrag bereits 1754 ihren Anteil an ihren Verwandten, den Freiherrn Johann von Stomm überschrieb. Dessen Witwe, Cajetana, Freiin von Königsbrunn, besass die Herrschaft jedenfalls noch 1796.

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