STREIFZUG DURCH DIE GESCHICHTE DER STADTGEMEINDE ROHRBACH-BERG
WAPPEN UND NAME
Verleihung des Marktwappens am 12. März 1512 durch Kaiser Maximilian I. Der Original-Wappenbrief ist verlorengegangen, der Text ist jedoch in der Privilegien-Bestätigung Kaiser Maximilians II. vom 24. Juni 1573 erhalten.
- Erster Nachweis des Marktwappens im Siegel mit der Umschrift * SIGILVM * RORBACH, Abdruck auf einem Aktenstück vom 25. Juli 1571.
- Die 1986 erfolgte Erhebung zur Stadt brachte keine Änderung des Gemeindewappens; Genehmigung der bisher nach altem Herkommen geführten, vom Gemeinderat am
20. Februar 1986 endgültig festgesetzten Gemeindefarben durch Beschluss der oberösterreichischen Landesregierung vom 14. April 1986.
(Quelle: Homepage des Landes Oberösterreich)
Das Wappen besteht laut Urkunde aus "drey Schwarzen Rohrkolben entspringent auß ainem Moß inn ainem grüenen feldt". Der Name Rohrbach deutet ebenfalls darauf hin, dass der Ort in sumpfiger Umgebung entstand. Tatsächlich gab es auch einen "Rohrbach", der vom heutigen Poeschlteich durch Sumpfgelände mit Rohrkolben zum Fischbach führte.
ZENTRALE LAGE IM OBEREN MÜHLVIERTEL
"Rohrbach liegt am Poeschlteich und rundherum liegt Österreich"
Dieser alte Kinderreim zeigt in selbstbewusster Weise die zentrale Lage Rohrbachs in der Mitte des oberen Mühlviertels auf. Die Siedlung entstand in einer Seehöhe von 605 m am Kreuzungspunkt alter Verkehrswege, auf denen vor allem der Handel mit Salz abgewickelt wurde. So führte ein Ausläufer des "Goldenen Steiges", auf dem Halleiner Salz von Passau nach Böhmen transportiert wurde, durch Rohrbach. Auf der "Via regia" (Königsstraße) brachten Händler das Salz aus dem Salzkammergut über Linz nach Rohrbach und von hier weiter nach Böhmen. Ein dritter Handelsweg führte Waren von den "Donauhäfen" Obermühl, Landshaag und Niederranna über Rohrbach nach Böhmen. Und schließlich wurde auf der sogenannten Ochsenstraße Nutzvieh hauptsächlich aus Ungarn über das Mühlviertel in erster Linie nach Bayern getrieben. Diese äußerst günstige Lage machte Rohrbach schon sehr früh zu einem zentralen Umschlagplatz und ließ Handel und Handwerk aufblühen.
WURZELN DES MARKTES
In Rohrbach gab es sicher schon um das Jahr 1000 Raststationen und Werkstätten für Fuhrwerke. Aber erst etwa um 1200 legten die Urbürger den Ort planvoll und funktionstüchtig an. Der Markt Rohrbach hatte 44 Burgrechte. Als Bürger galt, wer ein mit dem Bürgerrecht ausgestattetes Haus besaß und es bewohnte. Bedingt durch die Größe der Grundstücke war für die Bürger die Landwirtschaft nur begrenzt ausbaufähig. Daher sollten Handel und Handwerk den Wohlstand bringen. Doch dafür brauchten die freien Bürger vor allem das Marktprivileg.
1320 wurde Rohrbach erstmals als Markt bezeichnet. Die erste Urkunde der Verleihung des Marktrechtes verbrannte in den Hussitenkriegen (Anfang 15. Jhdt.). Herzog Albrecht erneuerte aber 1459 den Rohrbachern zwei Marktrechte:
- 1. Sie durften fortan zwei Jahrmärkte (heute noch bestehende "Kiata") abhalten, die allerdings die Entwicklung des Marktes nur wenig beeinflussten.
- 2. Der Wochenmarkt an jedem Montag wurde jedoch zum wirtschaftlichen Zentralereignis des oberen Mühlviertels. Er entwickelte sich bald ausschließlich zu einem Viehmarkt, bei dem wöchentlich zwischen 300 und 1200 Stück Vieh auf dem Marktplatz aufgetrieben wurde.
An Bedeutung verlor der Rohrbacher Viehmarkt erst im 1. Weltkrieg, und spätere Wiederbelebungsversuche scheiterten. Die Haupthandelswaren wechselten im Laufe der Zeit. Der Salzhandel verlor im 17. Jhdt. an Bedeutung und auch der internationale Handel mit Ochsen kam in dieser Zeit mehr und mehr zum Erliegen. Ersatz dafür bot bis in das frühe 19. Jhdt. der Leinenhandel. Geschäftsbeziehungen nach Deutschland, Italien und Siebenbürgen brachten weiteres Wachstum für den Markt. Danach folgte der Aufschwung der Ledererzeugung. 1852 beschäftigte Josef Poeschl in seiner "k. k. Landesbefugten Lederfabrik in Rohrbach" bereits etwa 400 Leute. Außerdem wurde der Markt um die Mitte des 19. Jhdts. auch zu einem Zentrum des Hopfenanbaus und Hopfenhandels.
Neben dem Fernhandel bot natürlich die Nahversorgung eine weitere Geschäftsbasis. Bäcker, Gastwirte, Fleischer, Schuhmacher, Hufschmiede, Schneider, Maurer,.... machten Rohrbach zu einem gewerbsamen Ort.
AUF DEM WEG ZUR STADT
Nicht nur durch urkundlich verbriefte Privilegien unterschied sich der Markt vom Umland. Das alltägliche Leben der Bürger gestaltete sich anders. Manchen Bürgerhäusern wurde bereits im 17. Jhdt. ein zweites Stockwerk aufgesetzt. 1788 erhielt unser Ort statt des Marktrichters einen Bürgermeister. Ziemlich früh schon gab es erste Ansätze einer Kanalisation. Für eine eigene Sparkasse übernahm die Marktcommune die Haftung. Langwierige Verhandlungen brachten einen Anschluss an die Mühlkreisbahn. 1889 erschien mit den "Mühlviertler Nachrichten"; erstmals eine eigene Zeitung in Rohrbach. Man ging ins Kaffeehaus, bestaunte 1906 die erste Kinovorführung, das elektrische Licht erhielt man 1914 aus einem eigenen Kraftwerk. Auch die bürgerliche Kost unterschied sich von jener der Bauern ringsum, und eine besondere Einnahmequelle des Marktes bildete das Bier aus dem eigenen Brauhaus. Entscheidend für die zentrale Stellung eines Hauptortes ist jedoch dessen Bedeutung für das Umland. Eine Stadt ist mit der ganzen Region verflochten.